Leben mit Hämophilie heute
Dank moderner Behandlungsmöglichkeiten können Menschen mit Hämophilie heute ein gesünderes und aktiveres Leben führen.1
Leben mit Hämophilie heute
Die Behandlung der Hämophilie hat bereits einen langen Weg hinter sich und es werden weitere innovative Therapien erforscht
Heute können viele Menschen mit Hämophilie ein fast normales Leben führen. Vor nur zwei Generationen war das noch ganz anders. Dank der kontinuierlichen Fortschritte der modernen Medizin haben sich die Behandlungsmöglichkeiten der Hämophilie über die Jahrzehnte enorm verbessert so dass die Krankheit immer besser in den Griff zu bekommen ist.1 Regelmäßige Infusionen von Gerinnungsfaktoren ermöglichen Hämophilie Betroffenen ein aktiveres Leben.2 Die Symptome der Hämophilie bleiben jedoch lebenslang bestehen und schreiten in der Regel allmählich fort.3
Viele Betroffene mit mittelschwerer oder schwerer Hämophilie haben weiterhin ein erhöhtes Risiko für spontan auftretende und/oder verletzungsbedingte Blutungen in Muskeln, innere Organe und Gelenke,2,4,5 selbst, wenn sie eine Prophylaxe erhalten.3 Solche Blutungen können manchmal lebensbedrohlich sein4 und bleibende körperliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen.2,5
Hämophilie Betroffene haben häufig chronische Schmerzen, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen können.6 Darüber hinaus ist der Umgang mit der Krankheit und den Symptomen häufig mit erheblichen Belastungen und Stress verbunden, was sich auf viele Aspekte des Lebens,5,7 wie unter anderem die Ausbildung und Beschäftigung auswirkt.8,9
Haben Sie gewusst…?
Lebenswirklichkeit mit Hämophilie
Moderne Behandlungen haben das Leben der Betroffenen enorm verändert und ermöglichen ihnen heute an Alltagsaktivitäten in einem Umfang teil zu haben, wie es noch vor 50 Jahren nicht möglich war.10 Vergleicht man die Lebensqualität von Betroffenen heute mit der früherer Generationen, fällt es schwer, nicht optimistisch zu sein - selbst wenn die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten noch mit bestimmten Einschränkungen verbunden sind.2,5-7,9 Die Wissenschaft arbeitet unermüdlich daran, diese verbleibenden Einschränkungen für die Zukunft auszuräumen.11
Körperliche Beeinträchtigungen
Blutungen in Muskeln, innere Organe und Gelenke2,4,5 können anhaltende,2 akute und/oder chronische Schmerzen zur Folge haben.6,9 In einer Umfrage gaben nur 10% der Betroffenen an, dass sie im letzten Monat keine Schmerzen hatten.6,9 Sowohl Schmerzen als auch die durch Gelenkschäden verursachten sonstigen Symptome beeinträchtigen die Lebensqualität stark.6,7,9
Psychische Belastung
Das Leben mit dieser chronischen Erkrankung und ihrer Behandlung ist für viele psychisch belastend und erzeugt beispielsweise Ängste und Depressionen. Tatsächlich leidet mehr als ein Drittel der Hämophilie Betroffenen an Ängsten und/oder Depressionen. Von denjenigen, die eine Psychotherapie in Anspruch nehmen, berichten 64-71%, dass sie wegen Hämophilie-bedingter Probleme Hilfe benötigten.6,7,9
Belastende Behandlungsschema
Die regelmäßig erforderlichen Infusionen zur Prophylaxe und die Verantwortung, die mit der Zubereitung und Verabreichung von Arzneimitteln verbunden ist, erfordert lebenslanges Engagement. Oft haben Betroffene Probleme, die medikamentöse Therapie wie verordnet durchzuführen.9
Geschichte der Hämophilie
Für eine erfolgreiche Kontrolle der Hämophilie benötigt es Innovationen
Fortschritte sind unabdingbar, um allen Menschen mit einer chronischen Erkrankung ein bestmögliches Leben zu ermöglichen.12 Ohne ständige Verbesserungen wäre die Hämophilie-Therapie heute nicht dort, wo sie ist.13 Ungeachtet der bereits erzielten enormen Fortschritte können weitere Verbesserungen den Betroffenen in der nahen Zukunft vermutlich ein noch aktiveres und erfüllteres Leben ermöglichen.2,4
Fortschritte auf dem Gebiet der Hämophilie im Laufe der Zeit
1803
Entdeckung einer angeborenen Blutungsneigung
Dr. John Conrad Otto erkannte, dass es eine angeborene Neigung zu ausgeprägten Blutungen gab, die vorwiegend Jungen betraf. Es gelang ihm, die Erkrankung auf eine Frau zurückzuverfolgen, die etwa in den Jahren 1720-1730 in der Nähe von Plymouth, New Hampshire, in den Vereinigten Staaten lebte.14
1828
Die Hämophilie erhält ihren Namen
Hopff verwendet das Wort "Hämophilie" – wörtlich „Liebe zum Blut“ - zum ersten Mal zur Beschreibung der Bluterkrankheit in einer Dissertation, die an der Universität Zürich, Schweiz, veröffentlicht wurde.14
1837
Die königliche Krankheit
Über Queen Victoria, die 1837 zur Königin von England gekrönt wurde, wurde ein Hämophilie-verursachendes Gen auf das russische, deutsche und spanische Königshaus übertragen.14
1944
Entdeckung von zwei Unterformen der Hämophilie
Dr. Alfredo Pavlovsky aus Buenos Aires, Argentinien, erkannte, dass bei zwei seiner Patienten mit einer Blutungskrankheit nicht das gleiche Eiweiß defekt war. Dies ließ darauf schließen, dass es zwei verschiedene Formen der Hämophilie gibt.14
1952
Veröffentlichung zur Hämophilie in der wissenschaftlichen Literatur
Dr. Rosemary Biggs beschriebt erstmals die „Christmas-Krankheit“, die nach dem ersten identifizierten Patienten Stephen Christmas benannt wurde. Heute wird die Christmas-Krankheit Hämophilie B genannt.15
1957
Wenige Behandlungsmöglichkeiten für die Patienten
In den 1940er- und 1950er Jahren waren die einzigen Behandlungsoptionen die Transfusion von Vollblut - wodurch keine ausreichende Faktor-Ersatz erzielbar war -, Bettruhe, Bein-Orthesen und Druckverbände. Vollblut-Transfusionen liefern jedoch keinen ausreichende Faktor-Ersatz. Diese Behandlungsmöglichkeiten waren bei weitem nicht ausreichend und die Patienten wurden im Durchschnitt nicht älter als 20 Jahre.13
1973
Neue Methoden zur Identifikation von Trägern von Hämophilie-Genen
Dr. Bruce Bennett und Dr. Oscar D. Ratnoff entwickelten eine Technik, mit der sich erkennen lässt, ob eine Frau Überträgerin (Konduktorin) der Hämophilie ist. Durch ihre Entdeckung verbesserte sich die Erkennungsrate für die Hämophilie A von ~25 % auf 90 %.16
1976
Herstellung stabiler Faktorkonzentrate
1976 veröffentlichte Dr. Nilsson als erste eine Methode, mit der sich Gerinnungsfaktorkonzentrate herstellen ließen. Diese stabilen Konzentrate standen in Pulverform zur Verfügung. Nun konnten Hämophilie Betroffene ihr Arzneimittel selbst aufbewahren und sich die Gerinnungsfaktoren zu Hause verabreichen.2
1992-1999
Zulassung der ersten gentechnisch hergestellten rekombinanten Faktor-Produkte in Europa und den USA
In Europa und den Vereinigten Staaten werden die ersten gentechnisch hergestellte Faktor-Substitutionstherapien für die Hämophilie A und B zugelassen.5,17,18
2015-heute
Beispielloser Fortschritt bei Hämophilie-Therapien
In den letzten Jahren konnten durch gentechnisch hergestellte Gerinnungsfaktorpräparate mit verlängerten Halbwertszeiten signifikant höhere Talspiegel erzielt werden und meist gleichzeitig die Infusionshäufigkeit gesenkt werden.24 Außerdem wurden in klinischen Studien zu Gentherapien ermutigende vielversprechende Ergebnisse erzielt.23
Zurück
Startseite
Weiter
Verfügbare Therapien bei Hämophilie
Wie haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Hämophilie Betroffene im Laufe der Jahre entwickelt und welche Optionen stehen heute zur Verfügung?
References
- The Haemophilia Society. Haemophilia. https://haemophilia.org.uk/bleeding-disorders/haemophilia-a-and-b/. Accessed November 24, 2021.
- National Organization for Rare Disorders (NORD). Rare Disease Database-Hemophilia B. https://rarediseases.org/rare-diseases/hemophilia-b/.Accessed October 27, 2021.
- Oldenburg J. Optimal treatment strategies for hemophilia: achievements and limitations of current prophylactic regimens. Blood. 2015;125(13):2038-2044.
- National Organization for Rare Disorders (NORD). Rare Disease Database-Hemophilia A. https://rarediseases.org/rare-diseases/hemophilia-a/. Accessed October 27, 2021.
- De la Corte-Rodriguez H, Rodriguez-Merchan EC. The ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) developed by the WHO for measuring function in hemophilia. Expert Review of Hemotology. 2016;9:7.
- Buckner TW, Batt K, Quon D, et al. Assessments of pain, functional impairment, anxiety, and depression in US adults with hemophilia across patient-reported outcome instruments in the Pain, Functional Impairment, and Quality of Life (P-FiQ) study. Eur J Haemotol. 2018;100(suppl. 1):5-13.
- Pinto PR, Paredes AC, Moreira P, et al. Emotional distress in haemophilia: Factors associated with the presence of anxiety and depression symptoms among adults. Haemophilia. 2018:1-10.
- Cutter S, Molter D, Dunn S, et al. Impact of mild to severe hemophilia on education and work by US men, women, and caregivers of children with hemophilia B: The Bridging Hemophilia B Experiences, Results and Opportunities into Solutions (B-HERO-S) study. Eur J Haematol. 2017.98:18-24.
- Witkop M, Guelcher C, Forsyth A, et al. Treatment outcomes, quality of life, and impacts of hemophilia on young adults (aged 18-30 years) with hemophilia. Am J Hematol. 2015;90(S2):S3-S10.
- Khair K, Holland M, Bladen M, et al. Study of physical function in adolescents with haemophilia: the SO-FIT study. Haemophilia. 2017;1-8.
- Perrin GQ, Herzog RW, Markusic DM. Update on clinical gene therapy for hemophilia. Blood. 2019;133(5):407-414.
- Grady PA, Gough LL. Self-management: a comprehensive approach to management of chronic conditions. Framing Health Matters. 2014;104(8):e25-e31.
- Hemophilia Federation of America (HFA). Bleeding Disorders Historical Timeline. https://www.hemophiliafed.org/updated-historical-timeline/. Accessed November 10, 2021.
- Ingram GIC. The history of haemophilia. J Clin Path. 1976;29:469-479.
- Biggs R, Douglas AS, Macfarlane RG, et al. Christmas disease a condition previously mistaken for haemophilia. Br Med J. 1952;2(4799):1378-82.
- Bennett B, Ratnoff OD. Detection of the carrier state for classic hemophilia. New Engl J Med. 1973;288(7):342-345.
- European Medicines Agency (EMA). BeneFIX. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/benefix. Accessed November 30, 2021.
- European Medicines Agency (EMA). ReFacto AF. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/refacto-af. Accessed November 30, 2021.
- Tagliaferri A, Rivolta GF, Iorio A, et al. Mortality and causes of death in Italian persons with haemophilia, 1990-2007. Haemophilia. 2010;16:437-446.
- Garber K. rFactor VIII deficit questioned. Nat Biotech. 2000;18:1133.
- Srivastava A, Santagostino E, Dougall A, et al. WFH guideline for the management of hemophilia, 3rd edition. Haemophilia. 2020;00:1-158.
- Nathwani AC, Reiss UM, Tuddenham EGD, et al. Long-term safety and efficacy of factor IX gene therapy in hemophilia B. N Engl J Med. 2014;371:1994-2004.
- Rangarajan S, Walsh L, Lester W, et al. AAV5-Factor VII Gene Transfer in Severe Hemophilia A. N Engl J Med. 2017;377(26):2519-2530.
Haben Sie eine medizinische Frage? Wenden Sie sich an unsere Abteilung “Medizinische Information”
Vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir in Kürze beantworten werden!