Mit der Gentherapie wurde ein erneuter Durchbruch für die Gesundheit der Menschen erzielt
In den letzten zehn Jahren wurde die Gentherapie für die ersten genetischen und chronischen Erkrankungen Wirklichkeit.1-4
Über die Gentherapie
Grundverständnis des Mechanismus einer Gentherapie
Das Ziel der Gentherapie ist die Besserung der Symptome, Verhinderung oder sogar Heilung von Erkrankungen mit Hilfe von therapeutischen Genen. Gleichzeitig sollen Nebenwirkungen möglichst gering gehalten werden.5, 6
Die Forschung zur Gentherapie begann vor mehr als 50 Jahren,7 und die erste erfolgreiche Gentherapie wurde 1990 durchgeführt.8 Seitdem wurden mehr als 2.500 klinische Studien begonnen.1 Erste Produkte sind sowohl in Europa wie in den USA zugelassen1-4 Basierend auf der derzeitigen Erfolgsrate in Studien , prognostiziert beispielsweise die FDA, dass sie bis 2025, jedes Jahr 10 bis 20 Gentherapien zulassen wird.9
Wissenschaftlicher Fortschritt
Aktuelle Fortschritte der Gentherapie-Forschung
Gentherapie in Zahlen
Wirkmechanismus von Gentherapien
Gentherapien können auf zahlreiche Erkrankungen zugeschnitten werden
Jede Gentherapie ist für die Erkrankung, für die sie entwickelt wurde, spezifisch. Deshalb gibt es nicht die eine Gentherapie für alle. Stattdessen wenden die Wissenschaftler jeweils die Strategie an, die am ehesten erfolgversprechend scheinen, je nachdem, welche(s) Gen(e) eine Erkrankung verursachen und welche Körperzellen betroffen sind.1
Vektoren bei der Gentherapie
Warum werden bei der Gentherapie Vektoren verwendet?
Um ein Transgen – ein therapeutisches Gen – zu Zellen im Körper zu transportieren, muss der genetische Bauplan verpackt werden, damit er zum einen in die Zelle gelangt und zum anderen geschützt ist. Bei der Gentherapie wird daher meist ein Transportvehikel, ein so genannter Vektor genutzt, der in der Lage ist, in bestimmte Zellen einzudringen. Dieser Vektor kann aus einer modifizierten, nicht-infektiösen Virushülle hergestellt werden.6 Dabei macht man sich zunutze, dass Viren dank Ihrer Hülle die Fähigkeit besitzen, in Zellen einzudringen und diese in der Folge dazu bringen ihr Erbgut zu nutzen. Die Wissenschaftler haben gelernt, diese Fähigkeit von Viren zu nutzen, ohne dass es tatsächlich zu einer Infektion mit dem Virus kommt.6
Dabei wird das Erbgut der Viren meist weitgehend entfernt und durch das therapeutische Gen – dem Bauplan für das neue Eiweiß – und Steuersignale ersetzt. Das künstliche Virus kann sich so nicht mehr in der Zelle vermehren und ausbereiten. Es dient lediglich noch als Transporter für den Bauplan. Man spricht von einem Vektor, der den Bauplan zu und in die Zielzellen transportiert. Nachdem der Vektor verabreicht und in den Zielzellen angekommen sind, liefern sie die Baupläne ab. Diese beginnen nun damit die neuen Eiweiße gemäß diesen Bauplänen kontinuierlich zu produzieren, genau wie jemand, der die genetische Erkrankung nicht hat.6, 23
Häufig eingesetzte Vektoren
Im Rahmen der Gentechnik kommen zahlreiche Typen von Vektoren zum Einsatz.10 Die häufigsten sind:
Mehr als 50 Jahre Forschung zur Gentherapie7
Die Gentherapie wird bereits seit deutlich mehr als 50 Jahren als potentieller Behandlungsansatz erforscht.7 In den letzten zehn Jahren wurden bereits vier bzw. zwei AAV-Vektor-Produkte in Europa und den USA zugelassen.2-4 Gentherapien werden derzeit in vielen laufenden klinischen Studien für verschiedene Anwendungsgebiete erforscht,1, 10 unter anderem auch für die Hämophilie A26 und die Hämophilie B12.
1986
1990
Erste erfolgreiche Gentherapie am Menschen
Ein 4 Jahre altes Mädchen, das infolge eines Mangels an Adenosin-Desaminase (ADA) einen schweren kombinierten Immundefekt (SCID für engl. „Severe Combined Immunodeficiency Disease“) hatte, wurde erfolgreich mit einer Retrovirus-basierten Gentherapie behandelt.8 Das Mädchen ist heute über 30 Jahre alt und in der Patientenorganisation für seltene Erkrankungen aktiv.28
2005
Erste Untersuchungen zur Gentherapie mit einem AAV-Vektor bei Hämophilie B
In einer Machbarkeitsstudie, (so genannte „Proof-of-Concept“-Studie), wurde an einem Hundemodell gezeigt, dass die Hämophilie B erfolgreich durch eine intramuskuläre In-vivo-Zufuhr eines entsprechenden AAV-Vektors behandelt werden kann.29
2012
Die erste Gentherapie wird in Europa zugelassen
Die Europäische Union lässt die erste Gentherapie zur Anwendung am Menschen zu.32
2017
Die FDA lässt die erste Gentherapie zu
Die FDA erteilte die Zulassung für eine Gentherapie für Kinder und junge Erwachsene mit akuter lymphatischer Leukämie.31
2018
Die EU lässt weitere Gentherapien zu
Die Europäische Union erteilte die Zulassung für eine AAV-basierte Gentherapie zur Behandlung der Leberschen kongenitalen Amaurose.2
2020
Zulassung der Gentherapie zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie
Die Europäische Union erteilte die Zulassung für eine AAV-basierte Gentherapie zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie bei Kleinkindern.3
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Verfügbare Therapien bei Hämophilie
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Gentherapie bei Hämophilie
References
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